In die Stadt fahren, um Kultur genießen zu können? Eines Tages war Schluss damit. Begonnen hat alles 1992 in Gutenbrunn: Aus dem Wirtshausspektakel, einer 6-wöchigen Veranstaltungsreihe mit Kabarett, Konzerten und Theater, entstand das erste Bühnenwirtshaus mitsamt dem Trägerverein Kulturinitiative Weinsbergerwald.

Die Idee dahinter war unwiderstehlich gut: einen Kulturverein und einen Gastronomiebetrieb zusammenzubringen, damit die Region mit Kultur zu versorgen und gleichzeitig ungenutzte Räumlichkeiten wie im Dornröschenschlaf liegende Wirtshaussäle wieder zum Leben zu erwecken – das sprach nicht nur die Förderstelle des Landes Niederösterreich an, sondern auch KünstlerInnen und Publikum.

Das Modell machte Schule. Weitere Kulturvereine schlossen sich mit weiteren Wirtshäusern zusammen. Es wurden immer mehr, die dieselben Ziele verfolgten und auch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten. Was lag näher, als sich zu vernetzen? Gesagt, getan. Nach ersten Treffen, die von der Kulturvernetzung Niederösterreich initiiert wurden, tourten Wirte und Vereine per Bus durchs Land, besuchten sich gegenseitig und begannen das gemeinsame Projekt „Bühnenwirtshäuser NÖ“ zu entwickeln.

Mittlerweile sind es 13 Initiativen, die den festgelegten Kriterien entsprechen: Der Wirt stellt die Räumlichkeiten samt gastronomischer Infrastruktur zur Verfügung und tritt als Hauptsponsor auf, der Verein macht das Programm, das zumeist zweigleisig fährt. Einerseits fühlen sich auch renommierte KünstlerInnen in den Wirtshäusern so wohl, dass sie gerne dort auftreten, selbst wenn sie dafür eine halbe Weltreise aufs tiefste Land antreten müssen. Andererseits finden regionale NachwuchskünstlerInnen eine regionale Bühne, die für sie zum kräftig federnden Sprungbrett werden kann.

Worum es geht, ist die Atmosphäre, die muss stimmen. Gerade der kleine Rahmen der Bühnenwirtshäuser hat so viel Anziehendes, das große Konzertsäle nicht bieten können: moderate Eintrittspreise, keine sozialen Hemmschwellen, das Hautnah-Dransein – die menschliche Komponente eben. Und dass sich gutes Essen und Trinken mit Kultur wunderbar vertragen, steht außer Frage. Vielleicht kann das Auto ja einfach zu Hause bleiben …